Unser Hörsystem ist oft vollständig überreizt. Dadurch finden sich nicht nur mehr Hörschäden mit Hörverlusten, sondern nicht selten liegt auch eine Geräuschempfindlichkeit (Hyperakusis) bei ansonsten völlig gesunden Ohren vor.
Hyperakusis bedeutet eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen sämtlicher Frequenzen auf einem oder auf beiden Ohren. Die Grenze zur Geräuschempfindlichkeit ist dort überschritten, wo nicht nur einmalig oder kurzfristig, sondern anhaltend oder zunehmend häufiger die Empfindung beklagt wird, Geräusche nicht mehr aushalten zu können.
Geräuschempfindlichkeit wird bei über 40 Prozent der Tinnitus-Betroffenen beobachtet, wenn gezielt danach gefragt wird beziehungsweise entsprechende audiometrische Untersuchungen gemacht werden. Die Betroffenen erleben normale Umweltgeräusche deutlich lauter bis unangenehm, die für den Normalhörigen völlig unproblematisch sind.
So kann zum Beispiel der Ventilator eines Computers oder gar die eigene Stimme als derart unangenehm erlebt werden, dass die Betroffenen diese Bereiche oder Situationen meiden, sich immer mehr in die Stille zurückziehen und das Haus nur noch mit Lärmschutzmaßnahmen verlassen. Bei audiometrischen Untersuchungen durch den HNO-Arzt oder Hörgeräteakustiker stellt sich dieses Phänomen durch eine deutlich erniedrigte Unbehaglichkeitsschwelle (UBS) dar. So werden die Testtöne bereits mit 50 oder 60 dB als unangenehm erlebt.
Wichtig zu wissen für Tinnitus-Betroffene ist, dass nicht der Tinnitus die Ursache für die Geräuschüberempfindlichkeit ist und umgekehrt auch nicht die Geräuschüberempfindlichkeit die Ursache für den Tinnitus. Beide Symptome können sich aus der gleichen Schädigung im Hörsystem entwickeln und dann einzeln oder gemeinsam auftreten.